Band 33: Der Siegeszug passiven Investierens -
Zuviel des Guten? (2018)
von P. Marquardt und M. Weber
Exchanged Traded Funds (ETFs) und Indexfonds haben im vergangenen
Jahrzehnt einen rasanten Aufschwung erlebt. Diesen verdanken sie der
zunehmenden Beliebtheit passiven Investierens. Die Zahlen für den US-
Markt sprechen Bände: In den vergangenen zehn Jahren zogen
Investoren Gelder in Höhe von rund 1,4 Billionen US-Dollar aus aktiv
gemanagten Fonds ab. Zeitgleich verzeichneten ETFs Zuflüsse von
0,9 Billionen Dollar, während Indexfonds sich an Zuflüssen von etwa
0,4 Billionen Dollar erfreuten. Der Hauptgrund dieser Entwicklung liegt
in der Tatsache, dass die Mehrheit aktiv verwalteten Vermögens es
nicht schafft, den nach Berücksichtigung der Kosten und des eingegan-
genen Risikos zu schlagen.
25% des globalen Fondsvermögens sind gegenwärtig passiv investiert.
In der jüngeren Vergangenheit mehren sich jedoch auch kritische
Stimmen, die die Effizienz der Kapitalmärkte durch den wachsenden
Anteil passiv verwalteten Kapitals bedroht sehen. Wer garantiert, dass
die Märkte effizient bleiben, wenn sich immer weniger Marktteilnehmer
aktiv an diesem Prozess beteiligen? Darüber hinaus beobachten Regulierungsbehörden aufmerksam inwiefern insbesondere das Instrument der ETFs Preisschwankungen an den Märkten verstärkt und diese anfälliger für plötzliche Kursstürze macht.
Auf diese Fragen liefert dieser BF-Band Antworten. Wir zeigen auf Basis empirischer Studien, wie die Gleichgewichtskräfte an den Märkten dafür sorgen, dass es stets einen ausreichend großen Anteil aktiver Investoren gibt, der Marktrecherche betreibt und sich mit der Preisfindung auseinandersetzt.
Anschließend widmen wir uns der Frage inwieweit ETFs die Märkte risikoreicher machen. Zunächst erläutern wir dabei den Unterschied in der Konstruktionsweise von Indexfonds und ETFs – fälschlicherweise oft synonym gebraucht – und zeigen aktuelle Entwicklungen auf. Ihre unterschiedliche Konstruktionsweise ist ein Grund, weshalb ETFs vermehrt als Vehikel von Großinvestoren dienen und weshalb der Handel mit ETFs größere Preisbewegungen hervorruft als Mittelzu- oder -abflüsse in Indexfonds.
Unser Fazit lautet: Auch wenn ETFs mit ihrem kostengünstigen Zugang zu breitdiversifizierten Portfolios grundsätzlich vorteilhaft für den Anleger sind, so ist ein wachsames Auge gefordert. In jedem Fall sollten Privatanleger dem Anreiz widerstehen teure und spezialisierte ETFs, anstelle kostengünstiger breitgestreuter ETFs oder Indexfonds, zu Spekulationszwecken einzusetzen. Daran verdient am Ende nur die Bank.
