Band 25: Kapital oder Rente? Auszahlungsoptionen
der Rentenversicherung (2013)
von P. Schreiber und M. Weber
Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind 40 Jahre alt und gewinnen den
Hauptpreis der Glücksspirale. Dies stellt Sie vor die Wahl zwischen
einer lebenslangen monatlichen Rente von € 7.597 oder einer
Einmalzahlung über € 2.100.000. Alternativ können Sie sich auch
vorstellen, Sie wären 65 Jahre alt, dann stünden Sie vor der Wahl
zwischen € 10.594 monatlicher Rente oder € 2.100.000 Einmalzahlung.
Wie würden Sie sich entscheiden?
Die meisten Menschen haben nicht das Glück, diese Entscheidung
treffen zu müssen. Viele stehen aber am Ende ihres Arbeitslebens
vor einer ähnlichen Entscheidung. Oft bieten private
Rentenversicherungen eine sogenannte Kapitaloption: bei Ablauf der
Versicherung, z.B. bei Erreichen des 65. Lebensjahrs, kann der oder
die Versicherte wählen, ob er oder sie den angesparten Betrag
als Kapitalbetrag oder in Form einer monatliche Rentenzahlung
ausgezahlt bekommen möchte. Die Rente wird immer so lange gezahlt
wie der Versicherte lebt, d.h. stirbt man früh, so erhält man wenig, lebt
man länger, erhält man mehr. Damit sichert die Rente das ab,
was heute in der Forschung als Langlebigkeitsrisiko bezeichnet
wird. Bei Wahl der Rente ist es somit für die eigene Konsumplanung
egal wann man stirbt. Wählt man die Einmalzahlung und möchte das Kapital im Laufe des Lebens nach 65 aufbrauchen, so muss man eine Annahme treffen, bis wann es aufgebraucht sein darf. Lebt man länger bleibt einem dann nur noch die Hilfe der Kinder oder des Staats.
Die Entscheidung zwischen Einmalzahlung und Rente ist außerordentlich wichtig. Die steigende Lebenserwartung in Kombination mit einem sinkenden tatsächlichen Rentenalter macht diese Entscheidung zu einer der wichtigsten ökonomischen Entscheidungen die Privatpersonen im Laufe eines Lebens treffen. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es einige Gründe, die jeweils für oder gegen die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos sprechen.
Im Behavioral Finance Band 25 wird zunächst der Begriff des Langlebigkeitsrisikos definiert und das dahinterstehende Konzept erläutert. Im Anschluss werden die aus wissenschaftlicher Sicht wichtigsten Faktoren, die für oder gegen eine Absicherung dieses Risikos sprechen diskutiert. Dabei wird eine Unterscheidung in rationale und verhaltenswissenschaftliche Faktoren vorgenommen. Insbesondere werden auf der Seite der rationalen Faktoren das Vererbungsmotiv, die Absicherung durch die Familie, die Möglichkeit von unerwarteten Ausgaben, die subjektive Lebenserwartung, die Absicherung durch die gesetzliche bzw. betriebliche Altersvorsorge, die angebotenen Produkte sowie das Ausfallrisiko der Versicherung diskutiert. Faktoren, wie die Darstellung des Entscheidungsproblems (Framing) und die persönliche Einstellung gegenüber Verlusten (Verlustaversion) sowie die persönliche Zeitpräferenz bilden die verhaltenswissenschaftliche Seite. Das Bewusstsein über die Wirkungsweise sowohl der rationalen als auch der verhaltenswissenschaftlichen Aspekte kann dabei helfen eine weitsichtige Entscheidung bezüglich der Absicherung des Langlebigkeitsrisikos zu treffen.
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