Band 13: Der Cost-Average-Effekt -
Mehr Rendite mit System? (2003)
von T. Langer und M. Weber
Kaum ein Finanzmarkt-Phänomen besitzt bei Anlegern ähnliche
Bekanntheit wie der sogenannte Cost-Average-Effekt. Ihm liegt
die Idee zugrunde, dass ein Anleger bei wiederholter Investition
eines identischen Geldbetrages in ein Wertpapier (oder einen Fonds)
von zwischenzeitlichen Kursschwankungen profitieren kann, da er
bei niedrigen Kursen relativ viele, bei hohen Kursen aber nur wenige
Papiere gekauft hat. Mit der renditeerhöhenden Wirkung des
Cost-Average-Effekts wird in der Anlagepraxis sowohl die besondere
Attraktivität von Einzahlungsplänen begründet als auch für
innovative Finanzprodukte geworben, die einen größeren
Investitionsbetrag nicht in einem Schritt, sondern in mehreren
Chargen vom Geldmarkt in einen Aktienfonds umschichten.
In diesem Forschungsbericht für die Praxis erläutern wir,
warum das Cost-Average-Phänomen ein Mythos ist und die
scheinbar überzeugende Intuition auf einem Denkfehler basiert.
Weder kann man von einer renditeerhöhenden Wirkung des
Cost Averaging sprechen, noch wird die höhere Volatilität eines
Wertpapiers zu einer wünschenswerten Eigenschaft, sobald
im Rahmen eines Einzahlungsplans nicht einmalig, sondern
regelmäßig in das Papier investiert wird. Auch das Argument,
zur Renditesteigerung und Risikosenkung sei eine sukzessive Investition kleiner Chargen statt einer größeren Einmalinvestition optimal, lässt sich zweifelsfrei widerlegen. Die grundlegenden konzeptionellen Überlegungen zur Nichtexistenz eines Cost-Average-Effekts werden durch eine empirische Analyse mit historischen DAX-Daten unterstützt. Selbst mit einer einfachen Buy&Hold-Strategie würde sich ein Anleger aus Rendite- und Risikogesichtspunkten besser stellen als mit einer sukzessiven Portefeuille-Umschichtung im Rahmen einer Cost-Average-Strategie. Die Quintessenz unserer Ausführungen ist: Es gibt keinen Cost-Average-Effekt.